Birkenbacher Abendblatt: Kalli, wir fühlen uns sehr geehrt, dass du uns ein Interview gibst.
Kalli (geschmeichelt): Ach, gar kein Problem! Ich bin total gern in der Zeitung!
Birkenbacher Abendblatt: Das freut uns. Kalli, du hast erst kürzlich erfahren, dass du doch nicht der letzte Wüstenmucks bist. Wie geht es dir damit?
Kalli: Super! Ich fand es zwar toll, der Letzte meiner Art zu sein. Aber noch viel toller finde ich es, dass wir Wüstenmuckse nun doch nicht aussterben müssen. Und dass meine
Mama und ich endlich wieder zusammen sind!
Birkenbacher Abendblatt: Wie kam es denn zu eurem Wiedersehen?
Kalli: Das ist eine laaange Geschichte! Angefangen hat es so: Auf der Flucht vor Herrn Nasenbruch haben Leo und ich herausgefunden, dass ich zaubern kann. Genau wie meine Mama.
Und inzwischen weiß ich, dass alle Wüstenmuckse zaubern können! Aber wir erfahren das normalerweise erst, wenn wir erwachsen sind. Damit wir keinen Unsinn mit dem Zaubern anstellen, sagt meine
Mama. Und wir können nur vier Mal in unserem Leben zaubern, dann ist Schluss!
Birkenbacher Abendblatt: Nur vier Mal? Kannst du uns das näher erklären?
Kalli: Es ist eigentlich ganz einfach: Jeder Wüstenmucks hat auf seiner Brust vier Zauberhaare. Wenn er eines dieser Haare mit den Zähnen ausrupft und sich dabei etwas wünscht,
geht der Wunsch in Erfüllung. Auf diese Weise hatte meine Mama mich damals vor den bösen Tierfängern gerettet!
Birkenbacher Abendblatt: Aha. Und warum hatte deine Mama sich nicht gewünscht, dass ihr beide gerettet werdet?
Kalli: Weil es ihr allerletztes Zauberhaar war! Und sie Angst hatte, dass die Zauberkraft vielleicht nicht für uns beide ausreicht. Und dass dann nur sie weggezaubert wird,
während ich in der Wüste zurückbleibe und von den Tierfängern geschnappt werde! Dieses Risiko wollte meine Mama nicht eingehen.
Birkenbacher Abendblatt: Sehr verständlich. Aber wie hast du deine Mama schließlich wiedergefunden?
Kalli: Na, mit meinem Zauberhaar! Dem dritten, um genau zu sein. Das erste Haar habe ich nämlich bei der Flucht vor Herrn Nasenbruch verbraucht. Und das zweite Haar habe ich
benutzt, um auszuprobieren, ob ich auch wirklich zaubern kann. Da habe ich mir gewünscht … nee, das erzähle ich lieber nicht.
Birkenbacher Abendblatt: Jetzt wollen wir es aber wissen!
Kalli (kichert): Na gut. Ich habe mir gewünscht, dass Omi Gurkenbrots Tiefkühltruhe komplett mit Himbeereis gefüllt ist! Hat übrigens geklappt. Jetzt können Leo und ich jeden Tag
Himbeereis essen, morgens und mittags und abends!
Birkenbacher Abendblatt: So, so. Und mit deinem dritten Zauberhaar …
Kalli: … habe ich mir gewünscht, dass meine Mama zu uns nach Birkenbach gezaubert wird! Oh Mann, ich bin sooo froh, dass es funktioniert hat!
Birkenbacher Abendblatt: Deine Mama war in der Gewalt von Tierfängern, nicht wahr?
Kalli (reckt die Faust): Genau. Richtig fiese Kerle waren das. Die haben meine Mama in einen winzig kleinen Käfig gesperrt! Aber jetzt hat Mama es genauso gut wie ich. Wir wohnen
nämlich alle zusammen in Leos Zimmer! Papa Gurkenbrot hat ein zweites Wüstenmucks-Bettchen geschreinert und Leo hat meine Mama beinahe so lieb wie mich!
Birkenbacher Abendblatt: Beinahe?
Kalli: Na ja, ich bin halt Kalli. Zwar weiß ich jetzt, dass ich doch nicht der Letzte meiner Art bin. Aber dafür bin ich der Besonderste! Und der Tollste.
Birkenbacher Abendblatt: Der Bescheidenste allerdings nicht. Wie auch immer: Was hast du dir mit deinem vierten und letzten Zauberhaar gewünscht, Kalli?
Kalli: Ha! Das war eine Idee von meiner Mama und die war richtig, richtig gut! Ich habe mir gewünscht, dass die anderen Wüstenmuckse auf der Welt von uns erfahren. Von Mama und
mir. Dass es uns gibt und dass wir hier in Birkenbach leben.
Birkenbacher Abendblatt: Moment mal. Dachtet ihr denn nicht, du seist der Allerletzte?
Kalli (ungeduldig): Stimmt, das dachten wir. Aber Mama sagte, vielleicht – ganz vielleicht – irren wir uns ja auch! Wir mussten es einfach probieren.
Birkenbacher Abendblatt: Und so kam heraus, dass es überall auf der Welt noch einzelne Wüstenmuckse gibt?
Kalli: Ja. Und das Verrückte ist, dass jeder dieser Wüstenmuckse gedacht hat, er sei der Letzte unserer Art! Deshalb wären wir um ein Haar tatsächlich
ausgestorben.
Birkenbacher Abendblatt: Das wäre schrecklich gewesen!
Kalli: Fürchterlich-entsetzlich-schrecklich! Aber jetzt wissen ja alle Bescheid. Dank mir, Kallinus Spannendinus Wüstenmucks! Denn dank meines vierten Zauberhaars haben alle
Wüstenmuckse von uns erfahren. Und jeder von ihnen hat eines seiner Zauberhaare geopfert, um Mama und mich in Birkenbach zu besuchen! Hier war ganz schön was los! Manche Wüstenmuckse haben sich
sogar ineinander verliebt, während sie bei uns waren. Die sind dann nicht alleine, sondern gemeinsam wieder abgereist.
Birkenbacher Abendblatt: Wie romantisch! Dann wird es wohl in absehbarer Zeit neue Wüstenmucks-Babys geben?
Kalli (stolz): So sieht’s aus. Und nur wegen mir! Deshalb werde ich auch von allen Wüstenmucks-Babys der Patenmucks!
Birkenbacher Abendblatt: Von allen?!
Kalli: Warum nicht? Ich werde bestimmt der beste Patenmucks auf der ganzen Welt!
Birkenbacher Abendblatt: Na, dann viel Glück bei deiner neuen Aufgabe, Kalli. Eine letzte Frage: Was hast du als Nächstes vor?
Kalli: Oh, etwas ganz Tolles! Da ich doch nicht der Letzte meiner Art bin, muss ich mich ja endlich nicht mehr verstecken. Und deshalb will ich ab sofort mit Leo in die Schule
gehen!
Birkenbacher Abendblatt: Ach herrje. Jeden Tag?
Kalli: Natürlich jeden Tag!
Birkenbacher Abendblatt: In der Schule muss man aber leise sein ...
Kalli: Kann ich doch! Niemand kann sooo leise sein wie ich!
Birkenbacher Abendblatt: Aha. Da haben wir zwar etwas anderes gehört, aber wir wünschen dir trotzdem viel Spaß in der Schule. Herzlichen Dank für das Interview, lieber
Kalli!
Kalli: Gern geschehen. Dann bis morgen!
Birkenbacher Abendblatt: Warum bis morgen?
Kalli: Interviewt ihr mich denn nicht jeden Tag? Weil ich doch jetzt sooo berühmt bin?
Birkenbacher Abendblatt: Äh, nein.
Kalli (nachdenklich): Schade. Aber … Wenn in der Schule etwas wirklich Lustiges passiert? Etwas, in das ich verwickelt bin? Komme ich dann noch mal in die Zeitung?
Birkenbacher Abendblatt: Tja, also … Vielleicht. Wahrscheinlich. Bestimmt.
Kalli: Super, dann bis bald! Wir sehen uns, Leute!